

Um in das „Merveilles‟-Tal zu reisen und unserer Rundfahrt etwas Geheimnisvolles einzuhauchen, haben wir beschlossen, mit dem Zug zu fahren. Samuel und Lea waren hellauf begeistert, als wir ihnen am Vortag verkündeten, dass wir an Bord des „Train des Merveilles‟ steigen würden.
Unser TER fährt in den Bahnhof von Nizza ein und so beginnt unsere fantastische Reise in der Reise. Wir drücken uns die Nasen an den Fensterscheiben platt, um nichts von den herrlichen Landschaften zu verpassen. Und was für Landschaften! Wir durchfahren die Landschaften und kommen fahren an vielen Kunstwerken vorbei oder sogar obendrüber: Viadukte über den Flüssen, Tunnel mitten durch die Berge …
Wir kommen in Tende an, die Gemeinde, in der sich das Museum Merveilles befindet. Schon beim Aussteigen aus dem Zug wird uns klar, welch‘ schöne Wanderungen hier noch auf uns warten! Zunächst aber geht es ins Museum, da man uns empfohlen hat, es erst zu besuchen und dann zum Mont Bégo zu gehen, um die dortigen Felsgravuren besser zu verstehen.
Die erste schöne Überraschung: Das Museum bietet kostenlosen Eintritt! Bei unserer Ankunft werden wir mit dieser lebensechten Figur, die uns begrüßt, sofort in die Szenerie hineingezogen. Dann kommt die Dauerausstellung, die einen Rundgang in drei Abteilungen bietet: Naturgeschichte, Archäologie und volkstümliche Kunst und Traditionen. Während des Besuchs hören wir die 400 Millionen Jahre alte Geschichte des Tals der Wunder, des Merveilles-Tals. Schwindelerregend!
Ich bin erleichtert, denn die Ausstellung ist sehr informativ und für Kinder leicht verständlich. Sam und Lea laufen überall herum: hier eine Videoanimation, dort der 3D-Überflug des Mont Bégo … Alles ist interaktiv. Wir machen uns mit dem Alltag unserer Vorfahren vertraut, die als Jäger und Sammler in diesem Berggebiet lebten, wir bewundern die Abgüsse der Felsgravuren, die wir später „in echt‟ sehen werden … Kurz gesagt, man hat das Gefühl, alles so zu erleben, als wäre man selbst dabei gewesen!
Höhepunkt unserer Besichtigung: Die Begegnung mit Ötzi, die vor allem auf die Kinder großen Eindruck macht! Eine originalgetreue Rekonstruktion dieser Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Höchstwahrscheinlich lebte er dort vor 5300 Jahren zu Beginn der Kupfersteinzeit. Für sein Alter ist er recht gut erhalten! Ausgestellt werden außerdem diverse nachgebaute Gegenstände, die neben seinem Leichnam gefunden wurden. Die meisten dieser Objekte hängen mit der Jagd zusammen: ein Dolch aus Feuerstein, Schuhe aus Hirschleder, ein Bogen und Pfeile …
In dem Bereich über die Felsgravuren im Merveilles-Tal können wir dank Abdrücken, die von den Originalen genommen wurden, die Inschriften detailgenau betrachten. Jetzt sind umso gespannter darauf, sie in echt zu sehen!
Wir bewundern die legendären, sogenannten Gravuren des Hexers, eine merkwürdige anthropomorphe Persönlichkeit, die überall mal wieder auftaucht, und die des Stammeschefs, dessen Original vor Ort mit einem Hubschrauben sichergestellt wurde. Die Zeichnungen sind umso bewegender, wenn man sich vorstellt, dass sie quasi vor einer Ewigkeit in den Stein geritzt wurden …
Auf dem Rundgang verlieren wir jedes Gefühl für die Zeit und nutzen alle angebotenen Spiele und Animationen. Die Kinder haben Spaß daran, Battistin zu folgen, eine sehr realistische Wachsfigur, die zum Leben erwacht, um uns die Geschichten und Legenden aus der Region zu erzählen. Ein wirklich gelungener Moment!
Wir machen noch einen kleinen Abstecher in die Boutique des Museums, wo wir gänzlich von dieser fantastischen Welt eingenommen werden. Dort gibt es eine riesige Auswahl an handwerklich hergestellten Objekten aus Naturmaterialien wie Leder, Holz, Knochen und Wolle. Dabei handelt es sich um originale Produktionen, die exklusiv für das Museum hergestellt werden. Hübsche Notizhefte, Schmuck, Keramiken und Glas ergänzen das Verkaufsangebot. Samuel nimmt ein Malbuch und Spiele mit nach Hause, die sich an den Thematiken des Museums inspirieren. Nach etwa 2 Stunden Besichtigung ist es nun an der Zeit, weiterzugehen und unsere Entdeckungen auf den Hängen des Mont Bégo konkret werden zu lassen …